David vs. Goli­ath: Was Groß­un­ter­neh­men bei der Digi­ta­li­sie­rung bes­ser machen als KMU

18. Juli 2018
Laut dem von Bit­kom ver­öf­fent­lich­ten „Digi­tal Office Index 2018” haben Groß­un­ter­neh­men im Ver­gleich zum Mit­tel­stand (KMU) bei der Digi­ta­li­sie­rung von Geschäfts­pro­zes­sen die Nase vorn. Was aber machen die Gro­ßen bei der digi­ta­len Trans­for­ma­tion bes­ser, und was kön­nen KMU dar­aus ler­nen, um aufzuholen?

Der Mit­tel­stand gilt in Deutsch­land zu Recht als zen­trale Säule der Wirt­schaft: Mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men agie­ren häu­fig fle­xi­bler und schnel­ler als Groß­un­ter­neh­men. Das gilt gerade dann, wenn es um die Anfor­de­run­gen und Wün­sche ihrer Kun­den und Auf­trag­ge­ber geht. Das macht den hie­si­gen Mit­tel­stand im In- und Aus­lands­ge­schäft erfolg­reich, was nicht zuletzt der unge­bro­chen hohe deut­sche Export­über­schuss untermauert.

KMU mit Nach­hol­be­darf bei der Digi­ta­li­sie­rung von Geschäftsprozessen

Trotz­dem ist der Mit­tel­stand nicht in allen Dis­zi­pli­nen der Klas­sen­pri­mus: So haben bei der Digi­ta­li­sie­rung von Büro- und Geschäfts­pro­zes­sen hier­zu­lande Groß­un­ter­neh­men die Nase vorn. Dies offen­bart die aktu­elle Unter­su­chung „Bit­kom Digi­tal Office Index 2018“. Für die Erstel­lung der Stu­die wur­den über 1.100 Unter­neh­men in Deutsch­land mit min­des­tens 20 Mit­ar­bei­tern befragt. Eines der Ergeb­nisse: Unter­neh­men mit mehr als 500 Mit­ar­bei­tern sind bei der Digi­ta­li­sie­rung ihrer Büro­pro­zesse deut­lich wei­ter als Unter­neh­men mit 20 bis 99 Mitarbeitern.

Doch warum droht der Mit­tel­stand gerade bei der Digi­ta­li­sie­rung von Büro- und  den Anschluss an die Gro­ßen zu ver­lie­ren? Die Ant­wort lie­fert die Bit­kom-Unter­su­chung gleich mit: Die Digi­ta­li­sie­rung nimmt bei den gro­ßen Unter­neh­men ein­fach einen ande­ren Stel­len­wert ein!

Digi­tale Trans­for­ma­tion nicht stra­te­gisch verankert

Aktu­ell ver­fol­gen nur 45 Pro­zent der KMU in Bezug auf ihre Büro- und Ver­wal­tungs­pro­zesse eine Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie. Zum Ver­gleich: Bei den Groß­un­ter­neh­men haben 73 Pro­zent eine klare Stra­te­gie! Deut­lich wird die­ser Unter­schied, wenn man die Arbeits­wei­sen in den ver­schie­de­nen Unter­neh­men betrach­tet: Laut Bit­kom gaben 27 Pro­zent der Unter­neh­men mit 20 bis 99 Mit­ar­bei­tern an, noch über­wie­gend papier­ba­siert zu arbei­ten. Bei den Unter­neh­men mit 500 und mehr Mit­ar­bei­tern sind es gerade mal 11 Prozent.

Ein wei­te­rer Unter­schied: In Groß­un­ter­neh­men gibt es meist einen zen­tra­len Ver­ant­wort­li­chen, der bereichs­über­grei­fend die Umset­zung von Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­ten koor­di­niert und ver­ant­wor­tet. Bei den klei­nen Unter­neh­men ist ein sol­cher Koor­di­na­tor wesent­lich sel­te­ner anzu­tref­fen. Kein Wun­der: Klei­nere Unter­neh­men kämp­fen häu­fi­ger mit per­so­nel­len Res­sour­cen, was bei gro­ßen Unter­neh­men eher sel­ten ein Thema ist.

Klare Ver­ant­wort­lich­keit für Digitalisierungs-Projekte

Bei 45 Pro­zent der Betriebe mit min­des­tens 500 Mit­ar­bei­tern küm­mert sich ein Chief Infor­ma­tion Offi­cer (CIO) um die Digi­ta­li­sie­rungs­schritte. In 10 Pro­zent der Fälle ist ein Chief Digi­tal Offi­cer (CDO) eigens mit der The­ma­tik betraut. Zwar beschäf­tigt sich auch bei 29 Pro­zent der klei­ne­ren Betriebe der Lei­ter Infor­ma­ti­ons­tech­nik mit der Digi­ta­li­sie­rung. In knapp ein Drit­tel (32 Pro­zent) aller Fälle trifft hier aller­dings die Geschäfts­füh­rung die Ent­schei­dun­gen. In den gro­ßen Unter­neh­men ist das nur bei 13 Pro­zent der Fall.

Auch wenn man die Kom­pe­tenz und Erfah­rung des Geschäfts­füh­rers eines mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­mens nicht unter­schät­zen sollte: Die Kon­zen­tra­tion des wich­ti­gen Stra­te­gie­the­mas Digi­ta­li­sie­rung beim „Chef“ birgt auch Risi­ken. So muss sich annä­hernd jeder Geschäfts­füh­rer im Mit­tel­stand tag­täg­lich mit einer Viel­zahl von Fra­gen aus­ein­an­der­set­zen und hier Ent­schei­dun­gen auf den Weg bringen.

Die Folge kann sein, dass diese tages­ak­tu­el­len Auf­ga­ben viel Zeit bean­spru­chen. Für ver­meint­lich zei­tun­kri­ti­sche The­men, die nicht direkt mit dem Tages­ge­schäft zusam­men­hän­gen, bleibt dann kaum Zeit. So kommt es, dass wich­tige stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen erst dann gefällt wer­den, wenn Geschäfts­part­ner Druck machen oder Wett­be­wer­ber vor­aus sind. Wer dann unter Zeit­druck agiert, ent­schei­det sich womög­lich für die fal­sche Marsch­rich­tung und muss spä­ter kost­spie­lige Kor­rek­tu­ren verantworten.

Das kön­nen KMU von Groß­un­ter­neh­men lernen

Was aber kann David denn nun von Goli­ath ler­nen? Zunächst ein­mal: Wenn klei­nere und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men bei der Digi­ta­li­sie­rung nicht den Anschluss ver­lie­ren möch­ten, gilt es zunächst ein­mal ein ent­spre­chen­des Bewusst­sein in der Orga­ni­sa­tion zu schaf­fen. Dies darf nicht nur ein Lip­pen­be­kennt­nis sein: Klare Ver­ant­wort­lich­kei­ten und auch ent­spre­chende Bud­gets gilt es fest­zu­le­gen bzw. bereit­zu­stel­len. Pro­jekte zur Digi­ta­li­sie­rung von Geschäfts­pro­zes­sen müs­sen daher in der Stra­te­gie der Orga­ni­sa­tion ver­an­kert sein. Nur so lässt sich ver­mei­den, dass diese Pro­jekte auf­grund man­geln­der Akzep­tanz oder feh­len­der Mit­tel und Res­sour­cen scheitern.

Dazu ist es auch uner­läss­lich, vor dem Beginn eines Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jekts Trans­pa­renz zu schaf­fen: Im Vor­feld soll­ten daher zunächst die vor­han­de­nen Abläufe in einer Abtei­lung oder dem gesam­ten Unter­neh­men ana­ly­siert wer­den. Wel­che Pro­zesse gibt es über­haupt in einer Abtei­lung? Wie viele Per­so­nen sind wie lange zum Bei­spiel mit der Bear­bei­tung einer Rech­nung oder eines Ver­trags beschäf­tigt? Wel­che Soft­ware ist am bes­ten geeig­net, um die Abläufe effi­zi­en­ter zu gestal­ten? Dies sind einige der Fra­gen, die es vor dem Start eines Opti­mie­rungs­pro­jekts zu beant­wor­ten gilt.

Im Rah­men einer sol­chen Ana­lyse las­sen sich nicht nur die wesent­li­chen Anfor­de­run­gen der Mit­ar­bei­ter iden­ti­fi­zie­ren, son­dern auch die zu erwar­ten­den Ein­spa­run­gen bemes­sen. Über­dies las­sen sich auf Basis der Eva­lua­tion gemein­same Ziele fest­le­gen, und der Amor­ti­sa­tion-Zeit­punkt einer Lösung kann ermit­telt wer­den. Bei der Umset­zung einer sol­chen Ana­lyse kön­nen kleine und mitt­lere Unter­neh­men im Rah­men der Initia­tive go-digi­tal sogar eine staat­li­che För­de­rung in Anspruch nehmen.

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