Manfred Klöppel
18. April 2018
Laut der aktu­el­len KYOCERA-Stu­die besteht in den meis­ten Unter­neh­men drin­gen­der Hand­lungs­be­darf, um das Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ment zu ver­bes­sern. In sei­nem Gast­bei­trag wid­met sich der Autor und Ana­lyst Tim Cole daher der Frage, wel­che Rolle ver­netzte Daten, Infor­ma­tio­nen und Doku­mente spie­len (kön­nen).

Wer sich den Anfor­de­run­gen der digi­ta­len Trans­for­ma­tion stel­len will, muss in der Lage sein, in die Zukunft zu bli­cken. Nein, nicht mit Hilfe einer Kris­tall­ku­gel oder mit Tarot-Kar­ten, son­dern mit intel­li­gen­tem Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ment. Damit ver­bun­dene The­men wie Big Data las­sen sich aber nur mit leis­tungs­fä­hi­gen Ana­ly­se­sys­te­men beherr­schen. Wobei hier eine Art „digi­ta­ler Drei­sprung“ zu erken­nen ist: von der beschrei­ben­den über die vor­aus­schau­ende Ana­lyse bis hin zu Emp­feh­lungs­sys­te­men. Oder, um die eng­li­schen Ter­mini zu ver­wen­den: „Descrip­tive Ana­ly­tics“, „Pre­dic­tive Ana­ly­tics“ und „Pre­scrip­tive Analytics“.

Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ment = Rüst­zeug fürs Controlling

Deskrip­tive oder beschrei­bende Ana­lyse ent­spricht dem klas­si­schen Report­ing, wie es von alters her betrie­ben wird. Sie beschreibt den Sta­tus quo, also die his­to­ri­sche Ent­wick­lung des Unter­neh­mens, zum Bei­spiel anhand von Ziel­ab­wei­chun­gen. Die dar­auf auf­bau­ende „dia­gnos­ti­sche Ana­lyse“ ver­sucht, anhand die­ser Ergeb­nisse Ursa­chen auf­zu­spü­ren, zum Bei­spiel: Warum lie­gen die Kos­ten über Plan oder warum stockt der Abver­kauf? Diese so genann­ten Plan-Ist-Ver­glei­che sind heute das Rüst­zeug jedes Con­trol­lers, und sie wer­den es auch in Zukunft blei­ben. Aller­dings las­sen sich gerade sol­che Auf­ga­ben heute weit­ge­hend automatisieren.

Die durch die Auto­ma­tion gewon­nene Zeit kön­nen Unter­neh­men in Zukunft für die vor­aus­schau­ende Ana­lyse, also für „Pre­dic­tive Ana­ly­tics“ nut­zen. Und: Sie wer­den sie nut­zen müs­sen, wenn sie mit­hal­ten wol­len! Es gibt eine Fülle von Soft­ware-Tools, die in der Lage sind, in den Unmen­gen von Daten Mus­ter zu erken­nen. Diese hel­fen fer­ner, Ver­bin­dun­gen zwi­schen schein­bar nicht ver­wand­ten Daten zu zie­hen. Diese Soft­ware muss das Unter­neh­men nut­zen und beherr­schen, um mit Hilfe der ent­spre­chen­den Algo­rith­men nicht nur Pro­gno­sen zu wagen: Auch die Berech­nung der Wahr­schein­lich­keit bestimm­ter Ereig­nisse sowie die Ermitt­lung der Risi­ko­ver­tei­lung sind hier zen­trale Punkte.

Pre­dic­tive Ana­ly­tics bringt erstaun­li­che Erkenntnisse

Vor­aus­schau­ende Ana­ly­sen kön­nen zu höchst über­ra­schen­den Ergeb­nis­sen füh­ren. In sei­nem Buch „Pre­dic­tive Ana­ly­tics: The Power to Pre­dict Who Will Click, Buy, Lie, or Die” gibt der US-Autor Eric Sie­gel eine Reihe von Bei­spie­len für erstaun­li­che Ergeb­nisse, die eine vor­aus­schau­ende Ana­lyse heute lie­fern kann.

Com­pu­ter kön­nen rela­tiv genau vor­her­sa­gen, wer sein Zei­tungs- oder Zeit­schrif­ten­abo kün­di­gen oder wann er sei­nen Ver­si­che­rer wech­seln wird. Die Super­markt­kette Tar­get ana­ly­siert das Surf­ver­hal­ten weib­li­cher Kun­den, um her­aus­zu­fin­den, ob sie schwan­ger sind. So kön­nen sie sie gege­be­nen­falls bes­ser mit Din­gen wie Win­deln oder Baby­nah­rung ver­sor­gen. Lebens­ver­si­che­run­gen wol­len her­aus­ge­fun­den haben, dass Men­schen, die in Früh­rente gehen, in der Regel auch frü­her ster­ben. Flug­ge­sell­schaf­ten wis­sen längst, dass Vega­ner sel­te­ner ihre Maschine ver­pas­sen. Im Per­so­nal­we­sen wird Pre­dic­tive Ana­ly­tics ein­ge­setzt, um fest­zu­stel­len, ob sich Mit­ar­bei­ter mit Kün­di­gungs­ge­dan­ken tragen.

Ein Para­de­bei­spiel für das Funk­tio­nie­ren – und den Nut­zen – von prä­dik­ti­ven Ana­ly­se­sys­te­men lie­fer­ten im Som­mer 2016 For­scher in Kali­for­nien, die mit Micro­soft zusam­men­ge­ar­bei­tet haben, um die Früh­erken­nung von Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs zu ver­bes­sern. Sie haben das Such­ver­hal­ten von Pati­en­ten in der Micro­soft-Such­ma­schine Bing über meh­rere Monate vor der Ent­de­ckung der Erkran­kung zurück­ver­folgt. Dabei haben sie fest­ge­stellt, dass die spä­te­ren Krebs­pa­ti­en­ten ein typi­sches Ver­hal­tens­mus­ter erzeug­ten. Wird ein sol­ches Mus­ter bei einem Nicht-Pati­en­ten erkannt, kann man ihn auf­for­dern, vor­sichts­hal­ber zum Arzt zu gehen und sich unter­su­chen zu las­sen. Die Chance, dass der Krebs im Früh­sta­dium erkannt wird, wächst sprung­haft und damit die Über­le­bens­chance; von den gerin­ge­ren Kos­ten für die Kran­ken­ver­si­che­rung ganz zu schweigen.

Auf die Daten­qua­li­tät kommt es an

Die Kunst, in die Zukunft zu schauen, ist also gar keine, son­dern das Ergeb­nis sorg­fäl­ti­ger Aus­wer­tung und rich­ti­ger Inter­pre­ta­tion von rie­si­gen Daten­men­gen. Aber um Pro­gno­sen über zukünf­tige Ent­wick­lun­gen im Unter­neh­men machen zu kön­nen, braucht das Unter­neh­men belast­bare Daten über Ein­tritts­wahr­schein­lich­kei­ten und Risi­ko­ver­tei­lung. Nur so kön­nen ver­läss­li­che Sze­na­ri­en­be­rech­nun­gen erstellt und Ent­schei­dun­gen auf eine sta­bile Daten­ba­sis gestellt wer­den. Merke: Auf die Daten­qua­li­tät kommt es an!

Lei­der erfol­gen Finanz­pla­nung (GuV, Bilanz und Cash­flow) und ope­ra­tive Pla­nung (Absatz, Pro­duk­tion, Per­so­nal) in den meis­ten Unter­neh­men getrennt. Sie haben des­halb oft kei­nen ech­ten Bezug zu den Trei­bern des ope­ra­ti­ven Geschäfts. Man­gelnde Berück­sich­ti­gung stra­te­gi­scher Ziele kann aber zu unter­schied­li­chen Erwar­tungs­hal­tun­gen auf ver­schie­de­nen Ebe­nen inner­halb des Unter­neh­mens und damit zu erheb­li­chem Abstim­mungs­auf­wand führen.

Schnel­ler und effi­zi­en­ter ist es, die auf das Geschäfts­mo­dell abge­stimmte Wert­trei­ber­pla­nung, wie sie in vie­len Unter­neh­men heute ein­ge­setzt wird, direkt mit Pre­dic­tive Ana­ly­tics zu ver­knüp­fen. So las­sen sich wesent­lich bes­sere Vor­aus­sa­gen machen, die Aus­wir­kun­gen auf das ope­ra­tive Geschäft wer­den kla­rer dargestellt.

Rezepte für den Unternehmenserfolg

Wie sieht es  aber in der Pra­xis aus? Tat­säch­lich gibt es bereits zahl­rei­che Anwen­dungs­fälle von Pre­dic­tive Ana­ly­tics. Für mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men las­sen sich  bestimmte Anwen­dungs­fälle unab­hän­gig von der Bran­che identifizieren:

  • Geziel­tes Mar­ke­ting: Indi­vi­dua­li­sierte, kun­den­spe­zi­fi­sche Anspra­che von Ziel­grup­pen mit Inhal­ten, die sie auch wirk­lich inter­es­sie­ren und betreffen.
  • Churn Pre­ven­tion: Erken­nen von abwan­de­rungs­ge­fähr­de­ten Kun­den auf Basis ihres Ver­hal­tens; typi­scher­weise ist Vor­sicht gebo­ten, wenn der Kunde frü­her regel­mä­ßig gekauft hat. In letz­ter Zeit aber nur noch unre­gel­mä­ßig oder gar nicht mehr.
  • Bedarfs­pro­gno­sen: Kurz- und mit­tel­fris­tige Vor­her­sage der Kun­den­nach­frage für bestimmte Pro­dukte. Diese erfol­gen auf Basis unter­schied­li­cher Ein­fluss­grö­ßen wie zum Bei­spiel kon­junk­tu­relle Ver­än­de­run­gen, Urlaubs- und Fei­er­tage, Wet­ter oder auch Google Trends.

Fest steht aber auch: Gerade klei­nere Unter­neh­men sind bei der Umset­zung von sol­chen Big-Data-Ana­ly­tics-Anwen­dun­gen mit vie­len Her­aus­for­de­run­gen kon­fron­tiert: Für diese und andere Anwen­dun­gen gibt es heute meist aus­ge­reifte und pra­xis­er­probte Werk­zeuge und Sys­teme, die mit der eige­nen IT zusam­men­ge­führt wer­den müs­sen und die oft schon von Tag ein an erstaun­li­che Ergeb­nisse lie­fern kön­nen. Diese Sys­teme gilt es im zwei­ten Schritt orga­ni­sa­to­risch in die ent­spre­chen­den ope­ra­tive Pro­zesse und Struk­tu­ren wie CRM oder Ver­trieb ein­zu­bin­den. Ein­mal ein­ge­führt, müs­sen sol­che prä­dik­ti­ven Sys­teme durch regel­mä­ßige Ana­ly­sen und stär­kere Inte­gra­tion in Pro­zesse und Sys­teme lau­fend ver­bes­sert werden.

Tim Cole ist Autor, Ana­lyst und Vor­trags­red­ner. Sein aktu­el­les Buch, „Digi­tale Trans­for­ma­tion“, beschreibt den not­wen­di­gen Wan­del in Wirt­schaft und Gesell­schaft unter dem Druck der Digi­ta­li­sie­rung und Vernetzung.

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