smart: Sie haben mit Unterstützung der Firma KYOCERA die Green Office Studie 2014 veröffentlicht? Was genau verstehen Sie unter Green Office?
Stefan Rief: 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Büros. So gewinnen umweltfreundliche Lösungen nicht nur in der Produktion and Bedeutung, sondern sollten auch bei der Gestaltung von Arbeits- und Bürokonzepten eine tragende Rolle spielen. Diese an ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen ausgerichteten Arbeits- und Bürokonzepte bezeichnen wir Green Office. Darüber hinaus spielt auch die Produktion von umweltfreundlichen Geräten eine entscheidende Rolle. Die Studie zeigt dabei auf, welche aktuelle Stellenwert die nachhaltige Gestaltung von Arbeits-und Büroumgebungen in Unternehmen einnimmt. Darüber hinaus wird beleuchtet, welche konkreten ökologischen Maßnahmen die Unternehmen bei der Bürogestaltung, beim Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie in Sachen Nutzerverhalten bereits realisiert haben, aktuell planen oder sogar überhaupt nicht vorsehen.
smart: Nachhaltigkeit ist zugegebenermaßen ein Buzzwort der schönsten Sorte. Aber welchen Stellenwert hat es wirklich in den Unternehmen?
Rief: Der Begriff Nachhaltigkeit wird sicherlich häufig inflationär verwendet. Nichtsdestotrotz, ist es für die zukünftige gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung entscheidend. Die Studie zeigt deutlich, dass das Thema in den Unternehmen einen hohen Stellenwert hat. Das gilt nicht nur für umweltgerechtes unternehmerisches Handeln, sondern auch für die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen oder für die zukünftige Arbeitsgestaltung und Zusammenarbeit. Technologisch und gesellschaftspolitisch steht unsere urbanisierte Wissensökonomie an der Schwelle zu einem tiefgreifenden Wandel, der sowohl technologische, organisatorische und systemische Dimensionen umfasst. Die Unternehmen müssen sich auch auf diese Veränderung einstellen, damit sie langfristig noch wettbewerbsfähig sind. Unsere Untersuchungen zeigen einen sehr starken Zusammenhang: je besser der Raum, die Informationstechnik und die Organisation auf die Anforderungen im Job zugeschnitten sind, desto leistungsfähiger sind die Mitarbeiter.
smart: Was sind aus ihrer Sicht die entscheidenden Themen, mit denen sich die Unternehmen auseinandersetzen müssen?
Rief: Entscheidend ist natürlich, dass ein Unternehmen die angebotene Produkte oder Dienstleistung auf Nachhaltigkeit überprüft sowie bestimmte Kriterien erfüllt, um überhaupt noch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. Hier werden die Vorgaben der Politik, aber auch der Anspruch der Gesellschaft immer höher. Folglich ist für die Unternehmen wichtig zu definieren, wie nachhaltig man Arbeit und die Arbeitsumgebungen zukünftlich gestaltet. Dabei müssen sich die Menschen ihrer Arbeitsumgebung aber auch wohlfühlen und produktiv sein können.
smart: Wie wird sich der Umgang mit Papier und das Bedrucken von Papier verändern?
Rief: Der Umgang mit Papier wird sich durch die massiv voranschreitende Digitalisierung sehr stark verändern. Es wird weniger und bewusster gedruckt. Informationen können digital bearbeitet und ausgetauscht werden, so dass bei vielen Geschäftsprozessen schon heute auf Papier vollständig verzichtet werden kann.17 Prozent der von uns befragten Unternehmen arbeiten bereits papierarm und 45 Prozent haben diese Maßnahme bereits umfassend realisiert. 21 Prozent wollen Dokumentenmanagement-Systeme in den nächsten zwei bis drei Jahren einführen.
smart: Skizzieren Sie eine Vision vom Büro der Zukunft?
Rief: Die heutigen Collaboration- und Infopresence Systeme werden weiterentwickelt und die Wissensarbeiter treffen sich in virtuellen Räumen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass wir uns immer auch zugleich in physisch realen Räumen aufhalten und deren Ausgestaltung wird in einer immer weiter digitalisierten und virtualisierten Welt zunehmen.