Christian Pudzich
1. Juli 2015
Nach­hal­tig­keit im Büro hat enor­mes Markt­po­ten­zial. Dies ist eines der zen­tra­len Ergeb­nisse der Green Office Stu­die, die vom Fraun­ho­fer Insti­tut für Arbeits­wirt­schaft und Orga­ni­sa­tion (IAO) und KYOCERA durch­ge­führt wurde. Ste­fan Rief, Lei­ter Com­pe­tence Cen­ter Workspace beim Fraun­ho­fer IAO, kom­men­tiert die Kern­er­geb­nisse der Green Office Stu­die 2014.

smart: Sie haben mit Unter­stüt­zung der Firma KYOCERA die Green Office Stu­die 2014 ver­öf­fent­licht? Was genau ver­ste­hen Sie unter Green Office?

Ste­fan Rief: 40 Pro­zent der Beschäf­tig­ten in Deutsch­land arbei­ten in Büros. So gewin­nen umwelt­freund­li­che Lösun­gen nicht nur in der Pro­duk­tion and Bedeu­tung, son­dern soll­ten auch bei der Gestal­tung von Arbeits- und Büro­kon­zep­ten eine tra­gende Rolle spie­len. Diese an öko­lo­gi­schen, öko­no­mi­schen und sozia­len Zie­len aus­ge­rich­te­ten Arbeits- und Büro­kon­zepte bezeich­nen wir Green Office. Dar­über hin­aus spielt auch die Pro­duk­tion von umwelt­freund­li­chen Gerä­ten eine ent­schei­dende Rolle. Die Stu­die zeigt dabei auf, wel­che aktu­elle Stel­len­wert die nach­hal­tige Gestal­tung von Arbeits-und Büro­um­ge­bun­gen in Unter­neh­men ein­nimmt. Dar­über hin­aus wird beleuch­tet, wel­che kon­kre­ten öko­lo­gi­schen Maß­nah­men die Unter­neh­men bei der Büro­ge­stal­tung, beim Ein­satz von Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien sowie in Sachen Nut­zer­ver­hal­ten bereits rea­li­siert haben, aktu­ell pla­nen oder sogar über­haupt nicht vorsehen.

smart: Nach­hal­tig­keit ist zuge­ge­be­ner­ma­ßen ein Buz­zwort der schöns­ten Sorte. Aber wel­chen Stel­len­wert hat es wirk­lich in den Unternehmen?

Rief: Der Begriff Nach­hal­tig­keit wird sicher­lich häu­fig infla­tio­när ver­wen­det. Nichts­des­to­trotz, ist es für die zukünf­tige gesell­schaft­li­che und öko­no­mi­sche Ent­wick­lung ent­schei­dend. Die Stu­die zeigt deut­lich, dass das Thema in den Unter­neh­men einen hohen Stel­len­wert hat. Das gilt nicht nur für umwelt­ge­rech­tes unter­neh­me­ri­sches Han­deln, son­dern auch für die Ent­wick­lung von Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen oder für die zukünf­tige Arbeits­ge­stal­tung und Zusam­men­ar­beit. Tech­no­lo­gisch und gesell­schafts­po­li­tisch steht unsere urba­ni­sierte Wis­sens­öko­no­mie an der Schwelle zu einem tief­grei­fen­den Wan­del, der sowohl tech­no­lo­gi­sche, orga­ni­sa­to­ri­sche und sys­te­mi­sche Dimen­sio­nen umfasst. Die Unter­neh­men müs­sen sich auch auf diese Ver­än­de­rung ein­stel­len, damit sie lang­fris­tig noch wett­be­werbs­fä­hig sind. Unsere Unter­su­chun­gen zei­gen einen sehr star­ken Zusam­men­hang: je bes­ser der Raum, die Infor­ma­ti­ons­tech­nik und die Orga­ni­sa­tion auf die Anfor­de­run­gen im Job zuge­schnit­ten sind, desto leis­tungs­fä­hi­ger sind die Mitarbeiter.

smart: Was sind aus ihrer Sicht die ent­schei­den­den The­men, mit denen sich die Unter­neh­men aus­ein­an­der­set­zen müssen?

Rief: Ent­schei­dend ist natür­lich, dass ein Unter­neh­men die ange­bo­tene Pro­dukte oder Dienst­leis­tung auf Nach­hal­tig­keit über­prüft sowie bestimmte Kri­te­rien erfüllt, um über­haupt noch in Zukunft wett­be­werbs­fä­hig zu sein. Hier wer­den die Vor­ga­ben der Poli­tik, aber auch der Anspruch der Gesell­schaft immer höher. Folg­lich ist für die Unter­neh­men wich­tig zu defi­nie­ren, wie nach­hal­tig man Arbeit und die Arbeits­um­ge­bun­gen zukünft­lich gestal­tet. Dabei müs­sen sich die Men­schen ihrer Arbeits­um­ge­bung aber auch wohl­füh­len und pro­duk­tiv sein können.

smart: Wie wird sich der Umgang mit Papier und das Bedru­cken von Papier verändern?

Rief: Der Umgang mit Papier wird sich durch die mas­siv vor­an­schrei­tende Digi­ta­li­sie­rung sehr stark ver­än­dern. Es wird weni­ger und bewuss­ter gedruckt. Infor­ma­tio­nen kön­nen digi­tal bear­bei­tet und aus­ge­tauscht wer­den, so dass bei vie­len Geschäfts­pro­zes­sen schon heute auf Papier voll­stän­dig ver­zich­tet wer­den kann.17 Pro­zent der von uns befrag­ten Unter­neh­men arbei­ten bereits papier­arm und 45 Pro­zent haben diese Maß­nahme bereits umfas­send rea­li­siert. 21 Pro­zent wol­len Doku­men­ten­ma­nage­ment-Sys­teme in den nächs­ten zwei bis drei Jah­ren einführen.

smart: Skiz­zie­ren Sie eine Vision vom Büro der Zukunft?

Rief: Die heu­ti­gen Col­la­bo­ra­tion- und Info­pre­sence Sys­teme wer­den wei­ter­ent­wi­ckelt und die Wis­sens­ar­bei­ter tref­fen sich in vir­tu­el­len Räu­men, um gemein­sam an Pro­jek­ten zu arbei­ten. Dabei soll­ten wir aber nicht ver­ges­sen, dass wir uns immer auch zugleich in phy­sisch rea­len Räu­men auf­hal­ten und deren Aus­ge­stal­tung wird in einer immer wei­ter digi­ta­li­sier­ten und vir­tua­li­sier­ten Welt zunehmen.

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