Christian Pudzich
10. März 2021

Wie nach­hal­tig wird die Welt im Jahr 2050 sein? Eine Ana­lyse des Bera­tungs­un­ter­neh­mens Roland Ber­ger gibt dar­auf Ant­wor­ten. Chris­tian Böh­ler hat die Stu­die mit ver­fasst und ver­rät in die­sem Gast­bei­trag, wie sich öko­lo­gi­sche und soziale Ver­ant­wor­tung mit unter­neh­me­ri­schem Erfolg ver­knüp­fen lassen. 

Wer auf die Zukunft setzt, sollte keine Zeit ver­lie­ren. Der seit Januar 2021 amtie­rende US-Prä­si­dent Joe Biden ist der­zeit die wohl bekann­teste Füh­rungs­kraft der Welt, die sich dies auf die Fah­nen geschrie­ben hat: Mit einer sei­ner ers­ten Unter­schrif­ten im Amt ord­nete Biden die Rück­kehr sei­nes Lan­des in das Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men an – und revi­dierte die Ent­schei­dung sei­nes Vor­gän­gers, den nach­hal­ti­gen Fort­schritt zu blockieren.

Wei­chen­stel­lun­gen wie die des neuen US-Prä­si­den­ten beein­flus­sen auch die Pla­nun­gen und Hand­lungs­op­tio­nen für Unter­neh­men auf ihrer Reise Rich­tung Nach­hal­tig­keit – die Zeit zu han­deln ist jetzt. Wor­auf sich die Welt ein­rich­ten muss, zeigt eine aktu­elle Roland-Ber­ger-Stu­die mit dem Titel „Sus­tai­narama – wie Nach­hal­tig­keit die Welt im Jahr 2050 ver­än­dert haben wird“. Sie stellt fol­gende vier Sze­na­rien gegenüber:

  • Geplante neue Welt (Sze­na­rio 1): In die­sem Sze­na­rio hält der Gesetz­ge­ber die Zügel in der Hand. Nach­hal­ti­ges Han­deln ist bis ins Detail vor­ge­schrie­ben, um die Kli­ma­ka­ta­stro­phe abzu­wen­den. Der diverse Umgang mit Mit­ar­bei­ten­den ist in die­ser Welt durch Quo­ten und Stan­dards fest­ge­legt. Für Unter­neh­men bedeu­ten diese Ein­griffe aller­dings einen hohen Auf­wand an Zeit, Geld und Res­sour­cen. Das könnte Inno­va­ti­ons­kraft und Wett­be­werb belasten.
  • Wett­ren­nen um Nach­hal­tig­keit (Sze­na­rio 2): In die­sem Sze­na­rio geben nicht Poli­ti­ker, son­dern Kun­den und Kon­su­men­ten die Rich­tung vor. Sie nut­zen nach­hal­tige Pro­dukte und Dienste aus Über­zeu­gung, wäh­rend Unter­neh­men um die bes­ten Ange­bote wett­ei­fern. Die­ses Sze­na­rio der gesell­schaft­li­chen Ver­nunft dürfte aller­dings kaum flä­chen­de­ckend ein­tre­ten – es sei denn, Dür­ren oder andere Umwelt­ka­ta­stro­phen wür­den ein gesell­schaft­li­ches Umden­ken erzwingen.
  • Der kleinste gemein­same Nen­ner (Sze­na­rio 3): Ein Mini­mal­kon­sens als Mas­ter­plan liegt dem drit­ten Sze­na­rio zugrunde. In die­sem Fall wür­den Staa­ten regu­lie­rend ein­grei­fen, sich aber nur halb­her­zig auf kon­se­quen­tes Han­deln eini­gen. Regu­la­rien exis­tie­ren dann zwar auf dem Papier, in der Wirk­lich­keit gibt es aber wei­ter viele Schlupf­lö­cher – sei es für Umwelt­stan­dards, Steu­er­oa­sen oder die Ein­hal­tung von Men­schen­rech­ten in der Lieferkette.
  •  Jeder ist auf sich allein gestellt (Sze­na­rio 4): Das wohl unlieb­samste der vier Sze­na­rien wäre eine Welt, in der jeder für sich agiert. Wüs­ten­bil­dung, mehr als eine Mil­li­arde Kli­ma­flücht­linge, über­fischte Ozeane und knappe Nah­rungs­mit­tel prä­gen die­ses Sze­na­rio. Umwelt­ge­setze, Sozi­al­stan­dards und Cor­po­rate-Gover­nance-Regeln wären aus­ge­höhlt, Staa­ten hät­ten die Kon­trolle ver­lo­ren oder übten sie nicht aus.

Ein Mix zweier Sze­na­rien ist realistisch

Dass der Wan­del kommt, ist sicher. Unsi­cher ist, wie er in den kom­men­den zwei Jahr­zehn­ten kon­kret aus­se­hen wird. So dürfte kei­nes der vier Sze­na­rien in Rein­form ein­tre­ten. Wahr­schein­li­cher ist ein Mix. Rea­lis­tisch dürfte es sich um eine Kom­bi­na­tion der ers­ten zwei Sze­na­rien han­deln. So ist fol­gen­des denk­bar: Staa­ten und Insti­tu­tio­nen geben den Rah­men und die Wett­be­werbs­be­din­gun­gen zunächst vor, um wirt­schaft­li­ches Han­deln zu ermög­li­chen. Unter­neh­men wür­den sich dann erst im Laufe der Zeit in das Race-for-Sus­tain­bi­lity-Sze­na­rio hineinbewegen.

Poli­ti­sche Initia­ti­ven wie der Euro­pean Green Deal wei­sen die­sen Weg bereits. Denn die mit dem Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men ver­knüpf­ten Pläne der Euro­päi­schen Kom­mis­sion, Europa bis 2050 auf Kli­ma­neu­tra­li­tät zu trim­men, spie­geln sich bereits in den Com­pli­ance- und Ethik-Leit­fä­den vie­ler Unter­neh­men wider.

Füh­rungs­kräfte brau­chen effek­ti­ves Radar

Füh­rungs­kräfte soll­ten dar­über hin­aus ihre eigene Land­karte ent­wi­ckeln, um Mög­lich­kei­ten für nach­hal­ti­ges Han­deln im eige­nen Unter­neh­men früh­zei­tig zu erken­nen. Der Roland-Ber­ger-Oppor­tu­ni­ties-Radar zeigt Anwen­dungs­fälle für eine über­ge­ord­nete Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie auf. Ent­lang der Dimen­sio­nen des ESG-Modells (E für Envi­ron­ment / Umwelt­aspekte, S für Sozia­les und G für Cor­po­rate Gover­nance) wer­den kurz‑, mit­tel- und lang­fris­tige Nach­hal­tig­keits-Use-Cases dis­ku­tiert. Es eig­net sich auch zur Auf­stel­lung inter­ner Ziel­vor­ga­ben und Prozesssteuerung.

Fol­gende Bei­spiele zei­gen, wie Unter­neh­men dabei schon heute von nach­hal­ti­gem Han­deln pro­fi­tie­ren können:

  • Bei­spiel Gene­ra­tion Z: Diese neue Gene­ra­tion von Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mern ist sehr enga­giert in Sachen Nach­hal­tig­keit. Sie erwar­tet, dass ihre künf­ti­gen Arbeit­ge­ber ent­spre­chend han­deln – vom kli­ma­neu­tra­len Dru­cken im Büro bis zur Mög­lich­keit, digi­tal von jedem Ort aus arbei­ten zu kön­nen, um unnö­tige Fahr­ten und Rei­sen ver­mei­den oder Beruf und Fami­lie bes­ser in Ein­klang brin­gen zu können.
  • Bei­spiel Effi­zi­enz- und Kreis­lauf­wirt­schaft: Nach­hal­tig­keit rech­net sich. Eine ener­gie­ef­fi­zi­ente Pro­duk­tion und eine hohe Recy­cling­quote spa­ren Res­sour­cen und – Geld. Dank Digi­ta­li­sie­rung ist eine effi­zi­en­tere und kli­ma­freund­li­chere Pro­duk­ti­ons­steue­rung schon heute mög­lich. Und auch die Lie­fer­kette kann durch digi­tale Schnitt­stel­len zu Lie­fe­ran­ten auf eine nach­hal­tige Beschaf­fung umge­stellt werden.
  • Bei­spiel Kun­den: Nach­hal­tig­keit in das eigene Geschäfts­mo­dell zu inte­grie­ren, kann auch hel­fen, Markt­op­por­tu­ni­tä­ten zu ent­de­cken und neue Kun­den­grup­pen zu erschlie­ßen. Über die Ein­hal­tung gesetz­li­cher Sozial- und Umwelt­stan­dards hin­aus doku­men­tie­ren die Nut­zung rege­ne­ra­ti­ver Ener­gie, Umwelt­sie­gel oder das For­mu­lie­ren einer Road­map zur CO2-Neu­tra­li­tät hohe öko­lo­gi­sche Ansprü­che an das eigene Unter­neh­men. Und ein grü­ner Fuß­ab­druck kann im Kun­den­ge­spräch das ent­schei­dende Argu­ment sein.

Dabei sollte es kei­nes­falls darum gehen, ein­fach nur „Green­wa­shing“ zu betrei­ben. Denn der Wan­del zur öko­lo­gi­schen und sozia­len Nach­hal­tig­keit wird von vie­len Grup­pen vor­an­ge­trie­ben, seien es Kon­su­men­ten, Ange­stellte, Regu­la­to­ren oder Kapi­tal­ge­ber. Wich­tig ist daher, die Chan­cen die­ses Wan­dels zu nut­zen – und zwar mit Über­zeu­gung. Denn sicher ist: Ein Unter­neh­men, das selbst nach­hal­tig arbei­tet, kommt bei sei­nen Kun­den an.

Der Autor

Chris­tian Böh­ler ist Part­ner bei Roland Ber­ger in Mün­chen. Der Experte für Nach­hal­tig­keit und Ope­ra­ti­ons begann 2007 als Bera­ter in Deutsch­land, hat von 2014 bis 2016 in Chi­cago (USA) gear­bei­tet und berät vor allem Fir­men im Auto­mo­bil­be­reich und der Indus­trie­gü­ter­pro­duk­tion. Die Stu­die „Sus­tai­narama – wie Nach­hal­tig­keit die Welt im Jahr 2050 ver­än­dert haben wird“ hat er gemein­sam mit sei­ner Kol­le­gin Han­nah Zühlke und sei­nem Kol­le­gen Dr. Mat­thias Ermer verfasst.

 

Nach­hal­tige und erfolg­rei­che Geschäfts­pro­zesse zusammenbringen

Sie möch­ten mehr dar­über erfah­ren, wie Kyocera Sie dabei unter­stützt Ihre Geschäfts­pro­zesse nach­hal­tig und erfolg­reich zu gestal­ten? Dann schauen Sie gerne in die fünfte Aus­gabe unse­res E‑Magazins. Darin bie­ten wir wie immer Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen, Ana­ly­sen sowie Exper­ten­in­ter­views rund um das Green Office – kom­pakt auf­be­rei­tet für Busi­ness-Ent­schei­der im Mit­tel­stand. Mehr zu unse­rem Enga­ge­ment, wie wir dazu bei­tra­gen nach­hal­tige und umwelt­freund­li­che Geschäfts­pro­zesse zusam­men­zu­füh­ren, gibt es zudem auf www.printgreen.kyoceradocumentsolutions.de. 

 

E‑Rechnung – bis­her Kür, ab 2025 Pflicht für Unternehmen

E‑Rechnung – bis­her Kür, ab 2025 Pflicht für Unternehmen

Bist du schon auf die E-Rechnung vorbereitet? Im März 2024 wurden die neuen Regelungen zur elektronischen Rechnung im Rahmen des Wachstumschancengesetzes beschlossen, die am 1. Januar 2025 für alle Unternehmen wirksam werden. Das neue E-Rechnungsgesetz übersetzt die...

Unsere ECO­SYS-Sys­teme machen den Unterschied

Unsere ECO­SYS-Sys­teme machen den Unterschied

Effizienter, sicherer und nachhaltiger denn je!Die jüngste ECOSYS -Modellreihe von Kyocera besteht aus fünf A4-Schwarz/Weiß-Systemen, drei Multifunktionssystemen und zwei Druckern. Die Systeme basieren auf der ECOSYS-Technologie und sind noch effizienter, nachhaltiger...

Kyocera-Sys­teme und Ori­gi­nal­to­ner – per­fek­tes Duo

Kyocera-Sys­teme und Ori­gi­nal­to­ner – per­fek­tes Duo

Vielleicht ist es dir auch schon aufgefallen: Auf dem Markt gibt es zahlreiche angeblich kompatible Ersatzoptionen für Kyocera Originaltoner auf dem Markt, die zwar günstig, aber minderwertig sind. Die qualitativ schlechte Billigware weist, auf den ersten Blick und...

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie immer auf dem Laufenden mit unserem Newsletter!

Kategorien