Christian Pudzich
13. Oktober 2016
Unser Leben ist digi­tal. Das ver­än­dert auch die Art, wie wir Infor­ma­tio­nen archi­vie­ren. Papierne Doku­mente sind gerade für den deut­schen Mit­tel­stand nach wie vor wich­tig, wie eine aktu­elle Unter­su­chung des Markt­for­schungs­in­sti­tuts IDC zeigt. Fest steht jedoch: Die papierne und digi­tale Welt muss zu einer Ein­heit zusam­men­flie­ßen, um den Über­blick über die Flut an Infor­ma­tio­nen aus allen Kanä­len zu behal­ten und sie mög­lichst nutz­brin­gend zu archivieren.

In frü­he­ren Zei­ten gab es diese Her­aus­for­de­run­gen noch nicht: Damals hat die indus­tri­elle Revo­lu­tion den Men­schen nicht nur eine Viel­zahl von Maschi­nen beschert, son­dern auch der Ver­wal­tung einen gehö­ri­gen Schub ver­passt. Das Büro, oder das „Bureau”, wie es damals noch geschrie­ben wurde, rückte immer mehr in den Fokus der damals auf­stre­ben­den Unternehmen.

Die neuen Pro­dukte aus den Stahl­schmie­den in Deutsch­land und Eng­land wur­den euro­pa­weit, ja sogar welt­weit ver­kauft. Ent­spre­chend schnell musste die Buch­hal­tung mit­wach­sen. Regale voll mit Klad­den und spä­ter rand­voll mit Akten­ord­nern füll­ten die Räume, um alle geschäft­li­chen Vor­gänge zu erfas­sen und zu doku­men­tie­ren. In den heute bekann­ten Stan­dard­ord­ner pas­sen rund 600 Sei­ten Papier, das ent­spricht einer Spei­cher­ka­pa­zi­tät von rund neun Mega­byte, würde man die Anzahl der beschrie­be­nen Sei­ten als Micro­soft-Word-Doku­mente speichern.

Adieu Akten­or­der

Eine durch­schnitt­li­che Büro­wand mit Akten­re­ga­len kann rund 300 die­ser Ord­ner beher­ber­gen, was einem Daten­auf­kom­men von 2,7 Giga­byte ent­spricht. Eine Daten­menge, die heute bequem auf einem USB-Stick Platz findet.

In den 70er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts, als Com­pu­ter began­nen, die Ver­wal­tun­gen grö­ße­rer Unter­neh­men zu erobern, waren dafür noch ganze Räume mit Band­lauf­wer­ken erfor­der­lich. Selbst die etwas spä­ter fol­gen­den Fest­plat­ten waren extrem klo­big und konn­ten nur 20 Mega­byte beher­ber­gen. Den­noch stell­ten sie einen unge­heu­ren Fort­schritt dar. Nicht nur dass sie den Spei­cher­platz gegen­über dem klas­si­schen Akten­ord­ner deut­lich ver­dich­te­ten, sie boten auch mit mitt­le­ren Zugriffs­zei­ten von rund 20 Mil­li­se­kun­den die Mög­lich­keit, bestimmte Daten schnell zu suchen. Im Ver­gleich zum papier­nen Pen­dant waren sie damit schnell.

Beschleu­nigte Prozesse

In Büros hat in den letz­ten Jah­ren ein grund­le­gen­der Wan­del der Arbeits­weise statt­ge­fun­den. Immer mehr Infor­ma­tio­nen müs­sen mit immer mehr Kanä­len koor­di­niert wer­den – und das in mög­lichst kur­zer Zeit. Das Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ment ist dadurch sehr viel­schich­tig und auch anspruchs­voll gewor­den. Viele Pro­zesse, die frü­her ein­fach nach­ein­an­der ablie­fen, wer­den heute zuneh­mend par­al­le­li­siert. Das führt natür­lich nicht nur zur Ver­dich­tung der Infor­ma­tio­nen, son­dern auch der dazu erfor­der­li­chen Arbeits­ab­läufe – und damit auch zu neuen Anfor­de­run­gen an die Auf­be­wah­rung bzw. Wie­der­auf­find­bar­keit von Infor­ma­tio­nen. Kurzum: Der Bedarf an Spei­cher­platz wächst.

Spei­cher­an­for­de­run­gen wach­sen exponentiell

Ob in Unter­neh­men, For­schungs­ein­rich­tun­gen oder auch in pri­va­ten Haus­hal­ten: Die abge­leg­ten Daten­sätze wer­den immer kom­ple­xer. So wer­den bei­spiels­weise im Maschi­nen­bau heute nicht ein­fach Pläne digi­ta­li­siert – viel­mehr wer­den ergän­zend auf­wen­dige und daten­in­ten­sive 3D-Ani­ma­tio­nen erstellt, um die Funk­ti­ons­weise des Maschi­nen­teils schon vor der Fer­ti­gung zu visualisieren.

Je mehr Abläufe erfasst wer­den, je mehr Infor­ma­tio­nen kon­text­be­zo­gen gespei­chert wer­den, desto schnel­ler wächst die Daten­menge an. Schät­zun­gen zufolge sol­len es bereits bis 2020 unvor­stell­bare 44 Bil­lio­nen Giga­byte an Daten sein. Zur Erin­ne­rung: Das ent­spricht mehr als 4,8 Bil­li­ar­den der oben bemes­se­nen Ord­ner. Zudem sto­ßen her­kömm­li­che Spei­cher­me­dien schnell an ihre Gren­zen, weil sie im Schnitt höchs­tens 100 Jahre halt­bar sind. Dadurch wird regel­mä­ßi­ges Umspei­chern der Daten erfor­der­lich, damit sie nicht auf Dauer ver­lo­ren gehen.

Rund die Hälfte der Unter­neh­men hat nicht geprüft, ob die Wie­der­her­stel­lung des gesi­cher­ten Daten­be­stands mit den vor­han­de­nen Siche­run­gen mög­lich ist.. Quelle: Sta­tista 2017

Auch der benö­tigte Raum für die rie­si­gen Spei­cher­berge wird auf Dauer knapp: Immer­hin ist der­zeit rund ein Kubik­mil­li­me­ter Platz erfor­der­lich, um zehn Giga­byte zu spei­chern. Gefragt sind daher Spei­cher­mög­lich­kei­ten, die noch mehr Daten auf noch gerin­ge­rem Raum able­gen kön­nen. Und das mög­lichst für eine lange Zeit ohne Qua­li­täts­ein­bu­ßen oder gar Datenverluste.

Die Zukunft wird noch kompakter

Medien mit grö­ße­rer Spei­cher­dichte ste­hen bereits in den Start­lö­chern. So wurde von der Uni­ver­si­tät Sout­hamp­ton bereits ein Spei­cher auf einer Glas­scheibe ent­wi­ckelt, der den Durch­mes­ser eines Zwei-Euro-Stücks hat, aber rund 360 Tera­byte spei­chern kann. Das ent­spricht der Kapa­zi­tät von rund 120 han­dels­üb­li­chen 3,5‑Zoll-Festplatten. Der Spei­cher arbei­tet im Bereich der Nano­struk­tu­ren. Bereits 2013 war es den For­schern gelun­gen, 300 Kilo­byte Daten in 5D zu speichern.

Um große Daten­men­gen für lange Zeit auf kleins­tem Raum spei­chern zu kön­nen, haben Wis­sen­schaft­ler sogar die DNA als Spei­cher­me­dium ins Visier genom­men, und das bereits heute mit eini­gem Erfolg. So ist es For­schern von Micro­soft erst vor Kur­zem gelun­gen, 200 Mega­byte Daten in DNA zu spei­chern und die Ent­wick­lung schrei­tet rasant voran. Schät­zun­gen zufolge soll die Tech­nik bereits in zehn Jah­ren ver­füg­bar sein. Die Vor­teile wären bahn­bre­chend: Immer­hin hal­ten in DNA abge­legte Infor­ma­tio­nen quasi ewig, wie bei­spiels­weise die Funde von Dino­sau­ri­ern beweisen.

Ob Glas­platte, DNA oder andere Ent­wick­lun­gen, eines ist jetzt schon sicher: Bereits in naher Zukunft wer­den Wis­sen­schaft­ler neue und inno­va­tive Lösun­gen für die Daten­spei­che­rung ent­wi­ckelt haben. Dann kann bei­spiels­weise eine Bil­lion Tera­byte, also ein Yot­ta­byte, auf der Flä­che eines Dau­men­na­gels gespei­chert wer­den. Das bedeu­tet viel Platz im Akten­schrank der Zukunft.

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