Christian Pudzich
30. Juni 2015
Cowor­king – diese neue, fas­zi­nie­rende Art des Zusam­men­ar­bei­tens konnte seit Mitte des ver­gan­ge­nen Jahr­zehnts eine ganz eigene Dyna­mik auf­wei­sen. Doch was sind die Gründe dafür? Was ver­ste­hen wir über­haupt unter Cowor­king? Und was macht Cowor­king zu einem Phä­no­men, so dass es gar von vie­len als „Bewe­gung“ titu­liert wird? Ste­fan Rief und Klaus-Peter Stie­fel von Fraun­ho­fer IAO mit einer Ana­lyse der Fas­zi­na­tion Cowor­king. Über­dies erklärt Tim Schabsky im Video-Inter­view, was es mit sei­nem eige­nen Cowor­king-Cen­ter “Work-Inn” in Dort­mund auf sich hat.

Inter­es­san­ter als die Frage, wie Cowor­king ent­stan­den ist, ist zunächst die Frage, warum ist Cowor­king über­haupt ent­stan­den? Nun, in den 1990er und Mil­le­ni­ums­jah­ren war die Ent­wick­lung von den meis­ten gro­ßen und mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men durch den Trend zum Out­sour­cing und Off­s­ho­ring vie­ler Dienst­leis­tun­gen gekenn­zeich­net. Im Mit­tel­punkt stan­den hier IT-Dienst­leis­tun­gen, deren Akteure in sehr gro­ßer Zahl aus­ge­la­gert wur­den. Diese meist hoch­qua­li­fi­zier­ten IT-Spe­zia­lis­ten fan­den sich in kur­zer Zeit als Selbst­stän­dige „Free­lan­cer“ wie­der. Der Out­sour­cing- und Off­s­ho­ring-Trend erstreckte sich glo­bal über prak­tisch alle wirt­schaft­lich hoch ent­wi­ckel­ten Länder.

Die Ent­ste­hung des Coworking

Diese Free­lan­cer arbei­te­ten zunächst viel­fach zuhause. Doch schon bald wur­den an die­ser Situa­tion für die Betrof­fe­nen Män­gel offen­bar, die der Soft­ware-Ent­wick­ler Brad Neu­berg im Jahr 2006 bril­lant for­mu­lierte: „I could eit­her have a job which would give me struc­ture and com­mu­nity or I could be a free­lan­cer and have free­dom and inde­pen­dence. Why couldn’t I have both?“

Auf der einen Seite also Frei­heit und Unab­hän­gig­keit, gleich­zei­tig aber ein Man­gel an Gemein­schaft und orga­ni­sa­to­risch-räum­li­cher Struk­tur – eine Situa­tion, die mit Sicher­heit zutref­fend auch für gut aus­ge­las­tete Free­lan­cer gewe­sen sein dürfte. Und genau die­ser Man­gel war es, der in der Fol­ge­zeit adres­siert wurde: So ent­stan­den unter Mit­wir­kung von Brad Neu­berg in den Jah­ren 2005 und 2006 in San Fran­cisco im „Spi­ral Muse“ und in der „Hat Fac­tory“ zwei der frü­hen gemein­schaft­li­chen Arbeits­räume, die als „Cowor­king Spaces“ bezeich­net wur­den. Jedoch – ähn­li­che Räume für Selbst­stän­dige und Start­ups hat­ten sich zu die­ser Zeit auch schon in Europa ver­ein­zelt ent­wi­ckelt: Die „Schrau­ben­fa­brik“ 2002 in Wien und „The Hub“ in Lon­don 2005 seien hier nur exem­pla­risch genannt. Viel inter­es­san­ter als die Frage, wel­ches denn nun der erste Cowor­king Space war, ist daher die Erkennt­nis, dass unge­fähr zur sel­ben Zeit an den unter­schied­lichs­ten Orten der Welt voll­kom­men unab­hän­gig von­ein­an­der sehr ähn­lich kon­zi­pierte, gemein­schaft­li­che Arbeits­räume ent­stan­den sind. Ein kla­res Zei­chen, dass die Zeit reif war für eine neue Idee. Und diese Idee ent­wi­ckelte sich zum Erfolgsmodell.

Der Cowor­king-Hype

In der Fol­ge­zeit ent­wi­ckelte sich die Zahl der Cowor­king Spaces schon nahezu explo­si­ons­ar­tig: jähr­li­che Wachs­tums­ra­ten von Anfangs über 100 Pro­zent, inzwi­schen noch immer über 80 Pro­zent bele­gen deut­lich den hohen Bedarf an „Struk­tur und Gemein­schaft“, den Brad Neu­berg sei­ner­zeit erkannt hatte. Lag im Jahr 2006 die Zahl der Cowor­king Spaces noch bei 30, liegt diese in der Zwi­schen­zeit welt­weit Schät­zun­gen zufolge bei 4.400, die Zahl der Cowor­ker wird aktu­ell auf über 200.000 geschätzt. (Diese aktu­ell geschätz­ten Zah­len wur­den von Cars­ten Foertsch vom Desk­mag-Maga­zin in einem Vor­trag zum IAO-Zukunfts­fo­rum Ende Januar 2014 genannt).

Doch: was ist es, was Cowor­king so fas­zi­nie­rend macht, woher kommt diese große Anzie­hungs­kraft, die Cowor­king Spaces offen­bar aus­zeich­net? Diese Frage kann nur dann halb­wegs ernst­haft beant­wor­tet wer­den, wenn wir hier sowohl kom­mer­zi­elle als auch emo­tio­nale Inter­es­sen der Cowor­ker berücksichtigen.

Fas­zi­na­tion Cowor­king oder „It’s just about fun“

Was den kom­mer­zi­el­len Aspekt betrifft: wir haben gese­hen, dass Cowor­ker frü­her sehr häu­fig im Home-Office gear­bei­tet haben. Dort hat­ten sie mehr oder weni­ger Ruhe und sie konn­ten Ihre Auf­ga­ben zumeist am Lap­top erle­di­gen. Was fehlte? Es fehlte der Aus­tausch mit Gleich­ge­sinn­ten, es fehl­ten die „Spar­rings­part­ner“, mit denen man ein fach­li­ches Pro­blem dis­ku­tie­ren konnte. Es fehl­ten Ansprech­part­ner, wenn man bei einer Auf­gabe nicht wei­ter­kam. Es fehl­ten Kon­takte, mit denen man auch umfang­rei­chere Pro­jekte zusam­men akqui­rie­ren und bear­bei­ten konnte.

Der emo­tio­nale Aspekt ist viel­fäl­tig. Zunächst ist klar, dass es den Free­lan­cern an einer Gemein­schaft fehlte – oder, wie es neu­deutsch in der Cowor­king-Welt heißt – einer Com­mu­nity. Eine Gemein­schaft von Gleich­ge­sinn­ten, in der man sich wohl­füh­len konnte, die einem Hilfe gewährte und denen man selbst auch Hilfe anbie­ten kann. Doch – reicht dies schon aus, um dem Gan­zen eine sol­che Fas­zi­na­tion zu ver­lei­hen, wie man sie beim Betre­ten vie­ler Cowor­king Spaces spon­tan wahr­nimmt? Wohl nicht, es muss noch etwas hin­zu­kom­men. Und da erin­nern wir uns an den ein­gangs zitier­ten Satz: ent­we­der Frei­heit und Unab­hän­gig­keit oder Struk­tur und Gemein­schaft. Cowor­ker in guten Spaces haben hin­ge­gen bei­des – und dies ist in der Tat fas­zi­nie­rend, denn wel­che Gruppe von Berufs­tä­ti­gen kann das sonst von sich behaupten?

Kom­bi­na­tion von Frei­heit und Gemeinschaft

Die Fas­zi­na­tion des Cowor­king liegt also zum einen in der Kom­bi­na­tion von Frei­heit und Gemein­schaft und zum ande­ren in der Kom­bi­na­tion von kom­mer­zi­el­len und emo­tio­na­len Aspek­ten der Arbeit. Und damit sind wir nun auch imstande, den in der Über­schrift zitier­ten Satz zu kor­ri­gie­ren: Jawohl, es geht beim Cowor­king natür­lich auch um Spaß, um „Fun“ – aber kei­nes­wegs nur. Es geht auch um das Busi­ness. Es geht um Krea­ti­vi­tät, es geht um Pro­duk­ti­vi­tät, es geht um Inno­va­tion, es geht um per­ma­nen­tes Ler­nen, es geht um geschäft­li­che und pri­vate Kontakte.

Hinzu kam, dass sich seit frü­hes­ter Zeit des Cowor­king ein gemein­sa­mer Wer­te­ka­non her­aus­ge­bil­det hat, der inzwi­schen von nahezu allen Cowor­king-Spaces ange­nom­men und von den meis­ten Betei­lig­ten auch gelebt wird. Die ursprüng­lich im „Citi­zen Space“ – einem der ers­ten Cowor­king-Spaces in den USA – defi­nier­ten Werte sind: „Col­la­bo­ra­tion“- Zusam­men­ar­beit, „Com­mu­nity“- Gemein­schaft, „Sus­taina­bi­lity“ – Nach­hal­tig­keit, „Open­ness“ – Offen­heit sowie „Accessa­bi­lity“ – Erreich­bar­keit und Zugäng­lich­keit. Diese gemein­sam geteil­ten Werte haben dazu geführt, dass Cowor­king heute viel­fach als mehr gilt denn blo­ßes bei­ein­an­der und zusam­men Arbei­ten – Cowor­king ist zu einer Bewe­gung gewor­den, die diese Bezeich­nung durch­aus verdient.

Wohin ent­wi­ckelt sich Coworking?

Die Cowor­king-Bewe­gung ist noch immer sehr jung – und sie wird noch einige Jahre sehr hohe Wachs­tums­ra­ten auf­wei­sen. Gleich­zei­tig wer­den inzwi­schen auch mehr und mehr „klas­si­sche“ Unter­neh­men auf die Cowor­king-Welt auf­merk­sam. Man beginnt, die Fas­zi­na­tion des Cowor­king wahr­zu­neh­men und sich dafür zu inter­es­sie­ren, man beginnt Berüh­rungs­punkte zu fin­den, Koope­ra­tio­nen in unter­schied­lichs­ter Form und Inten­si­tät zu suchen. Dies hat natür­lich hand­feste kom­mer­zi­elle Hin­ter­gründe: ange­sichts des aktu­el­len Fach­kräf­te­man­gels sind benö­tigte Spe­zia­lis­ten immer häu­fi­ger in Cowor­king Spaces zu fin­den. Die Fas­zi­na­tion des Cowor­king hält nicht wenige Free­lan­cer inzwi­schen davon ab, wie­der in einem Ange­stell­ten­ver­hält­nis arbei­ten zu wol­len. Inso­fern ist zu fra­gen: wird cowor­king-ähn­li­ches Arbei­ten zur neuen Form der Wissensarbeit?

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