Christian Pudzich
22. März 2017
Ver­schläft Deutsch­land die Digi­ta­li­sie­rung? Diese Frage dis­ku­tiert der Inter­net-Publi­zist und Buch­au­tor Tim Cole in sei­nem Gastbeitrag.

Alles, was sich digi­ta­li­sie­ren lässt, wird auch irgend­wann digi­ta­li­siert wer­den. Und alles, was sich ver­net­zen lässt, wird irgend­wann ver­netzt wer­den. In unse­rem Buch „Digi­tale Auf­klä­rung” haben mein lei­der viel zu früh ver­stor­be­ner Freund Ossi Urchs und ich diese bei­den Bin­sen­weis­hei­ten ganz an den Anfang gestellt – denn selt­sa­mer­weise haben noch nicht alle ver­stan­den, was das bedeutet.

Dabei digi­ta­li­sie­ren und ver­net­zen wir uns und unsere Unter­neh­men seit mehr als zwei Jahr­zehn­ten, näm­lich seit das Inter­net in den 90ern über die deut­sche Wirt­schaft her­ein­brach. Man sollte also mei­nen, dass Mana­ger sie längst ver­in­ner­licht haben und ziel­stre­big dabei sind, ihre Unter­neh­men in die digi­tale Neu­zeit zu überführen.

Lei­der weit gefehlt! Wer ganz genau hin­schaut, muss erstaunt fest­stel­len, dass im deut­schen Unter­neh­mens­all­tag teil­weise noch digi­tale Stein­zeit herrscht. Wir ver­schi­cken immer noch Rech­nun­gen auf Papier! Post wird unge­öff­net vom Büro­bo­ten durch die Gänge geschleppt! Es soll sogar noch Chefs geben, die sich ihre E‑Mails von der Sekre­tä­rin aus­dru­cken und mit der Post­mappe vor­le­gen las­sen. Statt digi­tale Ver­net­zung als Her­aus­for­de­rung anzu­neh­men und ihre oft völ­lig ver­al­te­ten Geschäfts­pro­zesse an die Neu­zeit her­an­zu­füh­ren, han­deln viele nach dem Motto: Nur nix Neues, blei­ben wir schön beim Alten!

Frei­räume schaffen

Jeder weiß, dass es dank E‑Mail, Lap­tops oder Smart­phones und Inter­net im Grunde egal ist, wo der Wis­sens­ar­bei­ter heute sei­ner Beschäf­ti­gung nach­geht: im Büro oder im Home-Office, im Zug oder im nächs­ten Star­bucks-Café und viel­leicht sogar auf einer Bank im Park. Aber anstatt die Leute arbei­ten zu las­sen, wo und wann sie wol­len, ver­lan­gen 75 Pro­zent der deut­schen Arbeit­ge­ber von allen Mit­ar­bei­tern stän­dige Prä­senz­pflicht im Büro, wie eine Stu­die des IT-Bran­chen­ver­bands BITKOM erge­ben hat.

Ja, Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel. Micro­soft hat in sei­nem neuen Münch­ner Haupt­quar­tier die Regel­ar­beits­zeit abge­schafft. Aber Tat­sa­che ist: Deut­sche Chefs miss­trauen ihren Unter­ge­be­nen! Sie glau­ben nicht, dass Men­schen ohne Auf­sicht pro­duk­tiv sein kön­nen. Dass eine sol­che Ein­stel­lung in Wahr­heit das Ein­ge­ständ­nis der eige­nen Schwä­che als Füh­rungs­ver­ant­wort­li­cher ist, ist sol­chen Vor­ge­setz­ten nicht beizubringen.

Weni­ger dis­ku­tie­ren, mehr machen

Nicht, dass sich große wie kleine Unter­neh­men in Deutsch­land nicht mit den Fra­gen der digi­ta­len Zukunft beschäf­ti­gen wür­den. Nur: Es bleibt allzu oft beim Nach­den­ken, beim Dis­ku­tie­ren. 58 Pro­zent der Unter­neh­men in Deutsch­land haben sich einer Stu­die der Crisp Rese­arch AG zufolge bis­her höchs­tens theo­re­tisch mit der Digi­ta­li­sie­rung ihres Geschäfts­mo­dells beschäf­tigt. Ebenso viele befürch­ten laut einer Stu­die der Ever­ton Group, dass sie nicht über genü­gend Res­sour­cen ver­fü­gen, um ihr Geschäft zu digitalisieren.

Schlag­worte wie „Big Data”, „Social Media” und „Mobile Com­pu­ting” sind schon seit Jah­ren in aller Munde und man könnte des­halb viel­leicht mei­nen, die digi­tale Trans­for­ma­tion sei vor­ran­gig eine Frage der Tech­nik. In Wirk­lich­keit ist sie eine Frage der Unter­neh­mens­kul­tur. Sie ist Chef­sa­che – und wenn sich der Chef vor der Zukunft ver­schließt, nützt alle Tech­nik nichts.

Doch auch auf die Mit­ar­bei­ter kom­men Her­aus­for­de­run­gen zu, für die die meis­ten nur schlecht oder über­haupt nicht gerüs­tet sind. Der auto­nome Mit­ar­bei­ter von mor­gen wird ein qua­li­fi­zier­ter Mit­ar­bei­ter sein müs­sen. Für Mit­tel­maß ist in der digi­ta­len Wirt­schaft kein Platz. Ganze Berufs­grup­pen sind vom Aus­ster­ben bedroht, Tages­zei­tungs­jour­na­lis­ten, zum Bei­spiel, aber auch Brief­trä­ger, Zäh­ler­ab­le­ser, Stand­bohr­ma­schi­nen­ar­bei­ter und Steu­er­be­amte. Sie alle ste­hen auf der Liste der „10 meist­ge­fähr­de­ten Jobs”, die das Time Maga­zine ver­öf­fent­licht hat. Jun­gen Men­schen kann man nur raten, sich die Liste ganz genau anzu­se­hen – und sich für einen Beruf mit Zukunft zu entscheiden.

Eine Frage der IT

Deutsch­land steht heute am digi­ta­len Schei­de­weg, und die Gefahr ist tat­säch­lich groß, dass andere Län­der, vor allem sol­che in der so genann­ten Drit­ten Welt, zu Deutsch­land auf­schlie­ßen oder uns sogar über­ho­len. Beson­ders besorg­nis­er­re­gend ist der viel zu schlep­pende Aus­bau super­schnel­ler Inter­net­ver­bin­dun­gen auf der Basis von Glas­fa­ser­tech­nik. Hier ran­giert Deutsch­land einer Stu­die der OECD zufolge auf dem vor­letz­ten Platz unter den ent­wi­ckel­ten Volks­wirt­schaf­ten mit einem Erschlie­ßungs­grad von gerade ein­mal 1,1 Pro­zent. Zum Ver­gleich: In Süd­ko­rea sur­fen fast 70 Pro­zent der Bevöl­ke­rung im Highspeed-Internet.

Was Unter­neh­men tun können/müssen

Was müs­sen Unter­neh­men tun, um den Zug in die digi­tal trans­for­mierte Zukunft nicht zu ver­pas­sen? Ich denke, für den Anfang sind es vor allem drei Dinge:

  1. Die Ver­net­zung zu Ende füh­ren. Schauen Sie die Pro­zesse und Abläufe in Ihren eige­nen Unter­neh­men an und fin­den Sie her­aus, wo es nicht wei­ter­geht, wo Daten in Silos ver­stau­ben oder auf­grund von For­mat- oder Kom­pa­ti­bi­li­täts­pro­ble­men nicht flie­ßen kön­nen. Ein Tipp: Wenn etwas, was bereits digi­ta­li­siert wor­den ist, aus­ge­druckt und woan­ders wie­der ein­ge­ge­ben wer­den muss, soll­ten bei Ihnen die Alarm­glo­cken schrillen!
  2. Las­sen Sie Ihre Leute arbei­ten, wann und wo sie wol­len. Dazu müs­sen Chefs aber erst ler­nen, ergeb­nis- und team­ori­en­tiert zu füh­ren. Die alten Hier­ar­chien müs­sen weg! Ein Unter­neh­men muss heute wie ein Netz­werk funk­tio­nie­ren, und auch der Chef ist dort nur ein Kno­ten – ein wich­ti­ger viel­leicht, mit beson­ders vie­len Ver­bin­dun­gen. Aber am Ende muss alles zusammenfließen.
  3. Mehr Mut! In Deutsch­land gibt es zu viel Angst – Angst vor einer fal­schen Ent­schei­dung, Angst vor dem Schei­tern. Dabei gehört Schei­tern zum Leben dazu – wenn man bereit und in der Lage ist, aus eige­nen Feh­lern zu ler­nen, und sich davon nicht ent­mu­ti­gen lässt!

Kein Zwei­fel: Es muss ein Ruck durch Deutsch­land gehen, wenn die­ses Land nicht den Zug in die digi­tale Zukunft ver­pas­sen und als Wirt­schafts­stand­ort in die Bedeu­tungs­lo­sig­keit zurück­fal­len soll. Und es ist vor allem die IT, die bei der digi­ta­len Trans­for­ma­tion eine Vor­rei­ter­rolle für den Unter­neh­mens­er­folg spie­len wird – oder nicht!

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