Christian Pudzich
6. Dezember 2016
Schauen Sie sich fol­gende – 80-stel­lige Zahl – fünf Minu­ten lang an: 

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Kön­nen Sie diese danach aus­wen­dig wie­der­ge­ben? Wenn Sie jetzt sagen, „unmög­lich”, sind Sie nicht allein. Den­noch gibt es Men­schen, die eine der­ar­tige Gedächt­nis­leis­tung voll­brin­gen kön­nen. Einer davon ist Gedächt­nis­welt­meis­ter Johan­nes Mal­low, der sich in fünf Minu­ten sogar Zah­len mit 504 Zif­fern mer­ken kann. Im Inter­view ver­rät er Tricks, mit denen jeder die Merk­fä­hig­keit des Gehirns ver­bes­sern kann und erklärt, warum selbst er noch Doku­mente als Unter­stüt­zung benö­tigt, um Dinge im Kopf zu behalten.

smart: Herr Mal­low, Sie kön­nen sich hun­derte Zif­fern inner­halb weni­ger Minu­ten mer­ken. Brau­chen Sie über­haupt noch Doku­mente oder Noti­zen, um Dinge im Kopf zu behalten?

Johan­nes Mal­low (lacht): Ja, ich brau­che noch Stift und Papier. Ich ver­gesse viele Dinge und weiß am Mor­gen nicht mehr, wo ich am Vor­abend den Haus­tür­schlüs­sel hin­ge­legt habe. Wirk­lich ein­prä­gen kann ich mir Dinge nur, wenn ich mich bewusst dar­auf kon­zen­triere. Ist man mit sei­nen Gedan­ken woan­ders, fällt „behal­ten” schwer. Das wer­den ver­mut­lich viele Men­schen bestä­ti­gen. Denn das Gedächt­nis ist davon abhän­gig, dass man sich im „Hier und Jetzt” befindet.

smart: Den­noch scheint ihr Gedächt­nis bes­ser zu sein, als das vie­ler ande­rer Men­schen. Schließ­lich waren Sie Gedächtnisweltmeister?

Mal­low: Das stimmt, aber das liegt nicht daran, dass ich mit einer Gabe gebo­ren wurde. Viel­mehr ist mein Kön­nen das Resul­tat von inten­si­ven Trai­nings. Ursprüng­lich bin ich eher durch Zufall zu die­sem Gedächt­nis­sport gekom­men: Ich habe 2003 eine TV-Show gese­hen, in der sich Verona Poth eine 20-stel­lige Zahl inner­halb der Sen­dung gemerkt hat. Da dachte ich: „Das kannst du auch.” Anschlie­ßend habe ich mich inten­si­ver mit dem Thema „Gedächt­nis” aus­ein­an­der­ge­setzt, bin dem „Memory XL”-Verein bei­getre­ten, habe regel­mä­ßig trai­niert und ange­fan­gen an Meis­ter­schaf­ten teil­zu­neh­men. Die­ser Weg fand mit dem Sieg bei der Welt­meis­ter­schaft 2012 in Lon­don sei­nen Höhepunkt.

smart: Das heißt also, jeder kann seine Merk­fä­hig­keit verbessern?

Mal­low: Genau, der Schlüs­sel zu einem guten Gedächt­nis sind Geduld und viel Trai­ning. Eine beson­dere Gabe braucht es dazu nicht. Jeder Mensch kann durch ein­fa­che Übun­gen sein Gedächt­nis schnell verbessern.

Auch Gedächt­nis­welt­meis­ter Johan­nes Mal­low braucht noch Doku­mente, um sich zu erinnern

smart: Wie trai­nie­ren Sie denn Ihr Gedächtnis?

Mal­low: Es gibt ver­schie­dene Tech­ni­ken, Übun­gen und Trai­nings­me­tho­den. Vor allem vor Tur­nie­ren übe ich täg­lich circa zwei Stun­den, schaue mir Zah­len­kom­bi­na­tio­nen oder Namen an und präge mir diese ein. Ich merke mir dann zum Bei­spiel eine 80-stel­lige Zahl inner­halb weni­ger Sekun­den. Prin­zi­pi­ell gibt es zwei sehr gute Metho­den zum Ver­bes­sern des Gedächt­nis­ses, die auch jeder selbst tes­ten kann: Die Geschich­ten-Methode und die Loci-Methode. Beide beru­hen auf dem Prin­zip der Verbildlichung.

smart: Kön­nen Sie das genauer erläutern?

Mal­low: Bei der Geschich­ten-Methode geht es darum, ver­schie­dene Ele­mente in eine fort­lau­fende Geschichte ein­zu­bauen, die sich deut­lich bes­ser memo­rie­ren lässt. Diese Geschichte muss nicht logisch oder gut sein, sie muss die Begriffe nur in einen Zusam­men­hang brin­gen. Ein Bei­spiel wäre: Sie möch­ten sich Ihre To-dos für den Tag ein­prä­gen: zum Zahn­arzt gehen, Brot und Milch kau­fen, Oma besu­chen. Das kön­nen Sie in eine Geschichte packen: Ich gehe zum Zahn­arzt und der zieht mir einen rie­si­gen Milch­zahn aus Brot, den ich mei­ner Oma schenke. Das Ver­bild­li­chen hilft dabei enorm: Neben Geschich­ten kann sich das Gehirn in der Regel auch Bil­der gut ein­prä­gen. Es hilft also, sich wich­tige Dinge in Bil­dern vor­zu­stel­len. Ein wei­te­res Bei­spiel: Viele Men­schen haben Pro­bleme, sich Namen zu mer­ken. Anstatt mir den Namen Andreas Schmidt zu mer­ken, stelle ich mir „Andreas” vor einem Andre­as­kreuz vor und „Herr Schmidt” steht in sei­ner Werk­statt und schmie­det Eisen.

smart: Gut, aber eine 80-Stel­lige Zahl ist auch mit die­sen Metho­den schwer zu behalten?

Mal­low: Das ist rich­tig. Hier eig­net sich die wohl effek­tivste Methode für ein bes­se­res Gedächt­nis: Die Loci-Methode. Stel­len Sie sich hierzu Ihre Woh­nung vor und legen sie einen Weg durch ihre Woh­nung fest. Durch die Haus­tür, zur Gar­de­robe, auf den Ses­sel, ins Wohn­zim­mer und so wei­ter. Mit die­sen Orten in Ihrer Woh­nung, ver­bin­den Sie dann die Dinge, die Sie sich mer­ken möch­ten. Ein Bei­spiel: Auf Ihrer Ein­kaufs­liste ste­hen Scho­ko­lade, Bier und Toi­let­ten­pa­pier. Dann stel­len Sie sich vor, dass Ihre Haus­türe aus Scho­ko­lade besteht, an Ihrer Gar­de­robe Bier­fla­schen „auf­ge­spießt” sind und ihr gelieb­ter Ses­sel in Toi­let­ten­pa­pier ein­ge­wi­ckelt ist. Im Super­markt lau­fen Sie dann men­tal durch Ihre Woh­nung: Durch die Scho­ko­la­den-Haus­türe, an die Bier-Gar­de­robe bis zum Toi­let­ten­pa­pier-Ses­sel. Mit ein biss­chen Übung kön­nen Sie sich dann auch län­gere Zah­len – wenn Sie dies denn möch­ten – merken.

smart: Wäre das Gehirn mit die­sen Metho­den dazu fähig, sich alles zu mer­ken? Ganz ohne Stift und Papier?

Mal­low: Das ist schwer zu beant­wor­ten. Wegen der täg­li­chen Über­flu­tung mit unter­schied­lichs­ten Rei­zen, stelle ich mir das aber schwie­rig vor. Ein­prä­gen funk­tio­niert nur, wenn man Dinge bewusst wahr­nimmt. Prin­zi­pi­ell ist das Gehirn aber schon zu vie­lem fähig.

smart: Also braucht es auch wei­ter­hin Doku­men­ta­tion mit Stift und Papier?

Mal­low: Ja. Doku­mente haben ja auch viele Vor­teile. Sie hel­fen mir, Infor­ma­tio­nen schnel­ler mit vie­len Men­schen zu tei­len. Außer­dem brin­gen Sie noch einen wei­te­ren gro­ßen Vor­teil mit sich: Wenn ich mir etwas auf­schreibe, egal ob digi­tal oder hand­schrift­lich, dann muss ich meine Gedan­ken struk­tu­rie­ren. Ich glaube also, dass doku­men­tie­ren sehr wich­tig für die Struk­tur und Ord­nung der Gedan­ken ist. Doku­men­ta­tion ist und bleibt eine wich­tige Hilfe.

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